Rückblick Fachtagung "Künstliche Intelligenz" 06.03.2020

Rückblick Fachtagung "Künstliche Intelligenz" 06.03.2020 in Hannover

Was ist und kann Künstliche Intelligenz überhaupt? Was hat künstliche Intelligenz mit Bildung und Lernen zu tun? Wie stehen wir zu den durch KI entstehenden Möglichkeiten? Diesen Fragen widmeten wir uns auf der Fachtagung, die von der Stiftung Niedersachsen unterstützt und finanziell gefördert wurde. Wir griffen mit Künstlicher Intelligenz ein Thema auf, das 70 Teilnehmende aus allen Bundesländern und Bildungssektoren in der Ada- und Theodor-Lessing Volkshochschule in Hannover zusammenführte.

Das Thema ist nach wie vor hochaktuell, nicht nur weil es Schwerpunkt des letzten Wissenschaftsjahres war. Es sind gerade die Erwachsenen, die einen Bildungsbedarf in diesem Gebiet haben. Obwohl in Deutschland Spitzenforschung in KI betrieben wird, ist das Thema immer noch für viele abstrakt und missverständlich. Die Fachtagung versteht sich als Beitrag, diese Lücke zu schließen, und als Aufruf dazu, dieses Wissen in den Einrichtungen der Erwachsenenbildung noch stärker informierend aufzugreifen und zur Diskussion zu stellen.

Nach einer grundsätzlichen Einführung ins Thema wurden in Workshops Projekte aus Wissenschaft und Praxis vorgestellt: Die Möglichkeiten, die durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz entstehen können, wurden anschaulich darlegt. Begleitet wurde die Fachtagung mit einem Chat in Tweedback, dessen Verlauf hier (www.tweedback.de/kjkd/chatwall) nachzulesen ist. Durch den Tag führte Dr. Anja C. Wagner (frolleinflow – Institut für kreative Flaneure), die auch die Podiumsdiskussion moderierte, in der unter anderem folgende Fragen besprochen und diskutiert wurden:

  • Was kann KI heute, wurde aber vor nur 15 Jahren noch als genuin menschlich verstanden?
  • Welches Wissen über KI und welche Kompetenzen im Umgang mit KI benötigen wir für den nutzbringenden Einsatz des Instruments?
  • Wie können wir Missverständnisse in der Kommunikation über KI vermeiden?
  • Welchen Nutzen bringt der Einsatz von KI beim Lernen schon heute?
  • Was bedeuten diese Möglichkeiten für die Lernenden und die Lehrenden?
  • Wie hängen das Instrument KI und die Selbstbestimmung der Lernenden zusammen?
  • Was sind wünschenswerte Entwicklungen? Was ist besser zu vermeiden?
  • Wo steht die Ethikdiskussion bei Entwicklung und Einsatz von KI?
  • Welche Wirkungen hat eine interdisziplinäre Forschung auf die Entwicklungen?

Diese und weitere Fragen konnten diskutiert werden, brauchen aber weiterhin einen gesellschaftlichen Diskurs. Die Frage nach den Auswirkungen des Einsatzes Künstlicher Intelligenz für unser gesellschaftliches Miteinander muss immer wieder neu gestellt werden. Die Diskussion über Chancen und Risiken der Digitalisierung durch Künstliche Intelligenz muss den Prozess der technischen Entwicklungen laufend begleiten und ihn immer wieder in Frage stellen und reflektieren. Wie stehen wir dazu, was wollen wir umgesetzt sehen?

Den Stand des Themas in der Darstellung und seiner Diskussion auf der Fachtagung finden Sie hier in der folgenden Dokumentation.

Künstliche Intelligenz (KI) meint die Digitalisierung menschlicher Wissensfähigkeiten. KI ist der Versuch, Leistungen, für die der Mensch Intelligenz benötigt, auch durch Computer erbringen zu lassen. Das Ziel: dem Menschen physische oder kognitive Assistenzfunktionen anzubieten.

Aber wird über herausragende KI-Erfolge öffentlichkeitswirksam berichtet (1997: Schach, 2011: Jeopardy, 2016: Go, 2017: Poker), fremdelt das menschliche Selbstverständnis mit seinen Kreationen. Skepsis und Hoffnung befeuern sich wechselseitig: Überholt uns die Eigendynamik der weltweit entfesselten digitalen Kreativität? Hilft KI bei der Lösung der drängendsten Probleme unserer Zeit?

KI ist in vielen Anwendungen wünschenswert, in manchen lebensrettend. KI kann Menschen konstruktiv unterstützen, aber nicht kreativ ersetzen. Aktuelle KI-Anwendungen ermöglichen Diagnoseunterstützung für Ärzte, effizientere Abläufe im Unternehmen, Entlastung von monotonen Arbeitsroutinen, neue Formen der Mobilität, neue Services und Geschäftsmodelle, neue Consumer Electronic Produkte. Aber die Vielfalt der neuen Werkzeuge führt noch nicht zu einer allgemeinen KI, einem Ganzen, das mehr ist als die Summe seiner Teile. Nutzen und entwickeln sollten wir diese reichhaltigen Chancen von „Multiplicity“, das Konzept von „Singularity“ sollte man nicht vergessen, kann man diskutieren, aber es sollte eher Gegenstand von Romanen und Drehbüchern bleiben.

KI hat viel Potenzial, aber der gesunde Menschenverstand ist unschlagbar. Menschen sind Meister, Komplexität zu reduzieren und dann das Richtige zu tun. Wir haben eine Meisterschaft, die wir meisterlich unterschätzen.

 

Reinhard Karger (1961), M.A., studierte theoretische Linguistik und Philosophie in Wuppertal, war Assistent am Lehrstuhl Computerlinguistik der Universität des Saarlandes, wechselte 1993 zum Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, DFKI, in Saarbrücken. Seit 2011 ist er Unternehmenssprecher des DFKI.

Reinhard Karger war über zehn Jahre Mitglied der Jury des "Ausgezeichnete Orte”-Wettbewerbs und ist seit Juni 2019 Botschafter von "Deutschland - Land der Ideen”. Von Mai 2014 bis Juni 2017 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Information und Wissen e.V. (DGI). Seit Februar 2017 ist er MINT-Botschafter des Saarlandes und im März 2018 wurde er zu einem der 100 Fellows des Kompetenzzentrums für Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes ernannt.

Dr. Nicolas Großmann, DFKI, TU Kaiserslautern

Sensoren erlauben die Erfassung des Leseverhaltens und des kognitiven Zustandes der Lernenden und können etwa bei erhöhter Belastung oder Überanstrengung individuelle Vorschläge zur Erhöhung des Lernerfolges machen. Die Teilnehmer können selbst testen wie man mit Hilfe von Eye-Tracking-Technologie das Leseverhalten analysieren und basierend darauf individuelle Lernhilfen geben kann.

http://iql-lab.de/forschung/

Prof. Dr. Jens Lüssem, FH Kiel und Carsten Wefer, LEB Region Oldenburg

Derzeit können wir uns in Diskussionen zur Zukunft von Gesellschaft und Technik Schlagwörtern wie „Digitalisierung“, „Künstliche Intelligenz“, „XXX 4.0“ kaum entziehen. Doch was ist dran an den von diesen Wörtern getragenen Szenarien? Wie weit weg sind diese „umwälzenden“ Veränderungen? Werden wir uns an diese „intelligenten“ Systeme anpassen müssen, oder gelingt es uns, diese Systeme so zu gestalten, dass wir sie zum Wohle der Gesellschaft einsetzen können?

Mit Emma – einem humanoiden, mit einer „überschaubaren“ Intelligenz ausgestatteten Roboter des Typs PEPPER – sammeln wir seit über zwei Jahren in einer Kieler Pflegeeinrichtung Erfahrungen.

Die Ergebnisse lassen sich mit den Adjektiven „ermutigend“, „ernüchternd“, „erschreckend“ und „erstaunlich“ umschreiben. Sie zeichnen auf der einen Seite ein differenziertes Bild des Einsatzes von Robotern in der Pflege und werfen auf der anderen Seite eine Reihe drängender Fragen auf. Eine drängende Frage, der wir hier nachgehen wollen, ist die Frage nach den benötigten Kompetenzen von denjenigen, die die Roboter einsetzen, in diesem Fall von Pflegekräften.

www.robotik-in-der-pflege.de/

Prof. Dr. Ralph Ewerth, TIB Hannover

Das Internet mit seinen multimedialen Online-Ressourcen wie Texten, Bildern und Videos wird sehr oft genutzt, um etwas zu lernen, sei es im Alltag, in Schule und Hochschule, oder im Berufsleben. Doch Lernprozesse sind individuell und unterschiedliche Lernaufgaben bringen spezifische Anforderungen bei der Suche nach Informationen, deren adäquaten medialen Aufbereitung, sowie der kognitiven Verarbeitung durch die Lernenden mit sich. Ein detailliertes Verständnis der Lernprozesse aus psychologischer Sicht, welches Kognitions- und Verhaltensaspekte klärt, ist unverzichtbar. Weiterhin zeigt sich, dass Videos eine immer größere Bedeutung beim Lernen im Web zukommen. Doch wie können Suchmaschinen Lernprozesse im Web besser unterstützen, und zum Beispiel lerndienliche (multimediale) Materialien empfehlen, basierend auf dem Wissensstand der Nutzer*innen? Wie kann man wiederum den Wissensstand und das Lernziel der Nutzer*innen automatisch erkennen?

In dem interdisziplinären Projekt SALIENT erforschen Psychologinnen und Psychologen und Informatikerinnen und Informatiker die Grundlagen des informellen Lernens mit Multimediadaten im Web und mögliche Formen der automatischen Lernunterstützung. In dem Vortrag werden der Stand der Forschung sowie erste Projektergebnisse vorgestellt. Außerdem werden erste Studien im Zusammenhang mit dem TIB AV-Portaldas ein Portal für wissenschaftliche Videos ist, berichtet. Diese Studien sollen die Grundlagen schaffen, um dem Lernen dienliche Funktionalitäten und Benutzerführung für das TIB AV-Portal zu entwickeln und dort zu integrieren.

Weitere Informationen: 

www.tib.eu/de/forschung-entwicklung/projektuebersicht/projektsteckbrief/salient/

www.tib.eu/de/service/aktuelles/detail/wie-nutzen-wir-suchmaschinen-um-etwas-zu-lernen-neues-interdisziplinaeres-projekt-zu-search-as-lea/

Phil Höfer, SUMA-EV

Regelmäßig wird über die Möglichkeiten und Risiken beim Einsatz von KI diskutiert, obwohl dessen generelle Arbeitsweise kaum bekannt ist. Dieser Workshop zeigt die Funktionsweise von KI jenseits aller Mythen auf und führt zu einem grundlegenden Verständnis der Technologie. Vortrag und praktisches Experiment lösen einander ab.

 

Die Podiumsdiskussion wurde hier live auf unserem Youtube-Kanal gestreamt.  

Dort finden Sie gleichfalls einen kurzen Film, der ein paar Impressionen des Tages wieder gibt.

Auf Instagram haben sich viele Teilnehmende unter dem #KITagung ebenfalls mit dem Tag auseinandergesetzt.

 

Weitere Literatur- und Linktipps:

Michael Brendel: Künftige Intelligenz (2019)

Ulrich Eberl: Smarte Maschinen: Wie Künstliche Intelligenz unser Leben verändert (2016)

Manuela Lenzen: Künstliche Intelligenz. Was sie kann und was uns erwartet (2018)

Garry Marcus and Ernest Davis: Rebooting AI. Building Artificial Intelligence We Can Trust (2019)

Dave Eggers: Der Circle (2013)

Katharina Zweig: Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl. Wo künstliche Intelligenz sich irrt, warum uns das betrifft und was wir dagegen tun können (2019)

epale.ec.europa.eu/de/blog/themenwoche-ki

www.kinsights.de/

https://course.elementsofai.com/de/

www.link-niedersachsen.de/tagung

Die Fachtagung wird von der Stiftung Niedersachsen unterstützt und finanziell gefördert.